DIE FRÜHKAPITALISTISCHE ENTWICKLUNG -1800 BIS 1940

Die Gegend um Schwedt entwickelte sich bereits während und besonders nach der Markgrafenzeit (durch die Ansiedlung französischer Hugenotten) zu einem Zentrum des Tabakanbaues in Deutschland. Mehrere Tabakfabriken und unzählige Tabakscheunen gaben der Stadt Schwedt ihr Gesicht. Der wirtschaftliche Aufschwung ließ die Einwohnerzahl von 5927 im Jahre 1830 auf ca. 10.000 um 1900 steigen. Dazu kam noch die hier ansässige Garnison von 2000 Mann. In diese Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs fiel u.a. die Fertigstellung der Chaussee Berlin-Stettin über Schwedt (1828), die Installation der Straßenbeleuchtung mit Öllampen (1835), die Errichtung der Holzbrücke über die Oder (1838), die Gründung der Dampfschiffahrtsgesellschaft (1840), der Bau des Gaswerkes (1865), die Errichtung des städtischen Krankenhauses (1844) und des neuen Bürgerhospitals (1864), die Einweihung der Eisenbahnstrecke Angermünde - Schwedt (1873), sowie der Anschluß der Stadt an das Fernsprechnetz (1893). Außerdem nutzten viele Berliner und Stettiner Einwohner das Wochenende zu einem Abstecher, um in der schönen Schwedter Umgebung zu entspannen. So entwickelte sich ein reges Vereins- und Gaststättenwesen. Zahlreiche historische Ansichtskarten wurden von hier mit Grüßen verschickt und künden heute noch von dem einstigen Glanz der ehemaligen Markgrafenresidenz.
In den Jahren 1906 bis 1926 erfolgten umfangreiche Regulierungsarbeiten an der Oder im Raum Schwedt. Die Stromoder wurde an den östlichen Talrand verlegt. Seitdem führt die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, ein schiffbarer Vorflutkanal, unter teilweiser Einbeziehung des alten Oderbettes an der Stadt vorbei. Dadurch, daß der Schiffsverkehr nun nicht mehr direkt an Schwedt vorbeiführte, ging die Umschlagsmenge im Hafen zurück.
Noch schlimmer waren die Auswirkungen für eine ehemalige Schwedter Delikatesse, geräucherten Flußneunaugen. Diese wurden in alle Regionen Deutschlands versand. Durch den Umbau der natürlichen Gegebenheiten ging der Bestand an Flußneunaugen fast vollständig zurück. Positiven Einfluß hatte die Maßnahme allerdings auf den Hochwasserschutz und die Landwirtschaft. Wurde vorher etwa jede zweite Heuernte durch Hochwasser vernichtet, so konnte jetzt das Vieh im Sommer bedenkenlos auf den saftigen Flußwiesen weiden. Zusätzlich entwickelte sich das untere Odertal zu einem der wichtigsten Vogeldurchzugsgebiete in Mitteleuropa.


Die Schwedter Markgrafen -1650 bis 1800
Ein Ende mit Schrecken -1945