DIE SCHWEDTER MARKGRAFEN -1650 BIS 1800

Im Jahr 1670 begann dann der Aufstieg unserer Heimatstadt zur Markgrafenresidenz, als die Kurfürstin Dorothea von Holstein-Glücksburg (die 2. Frau des Großen Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm) die Herrschaft Schwedt für 26.500 Taler erwarb. Damit die Kinder aus der 2. Ehe des Kurfürsten auf den Thron verzichteten, gestattete er seiner Frau den Ausbau des Amtes und der Stadt Schwedt zu einer eigenständigen Markgrafschaft.
Stadt und Schloß wurden mit quadratischem Grundriß im Stile des Barock neu errichtet. Jedoch zerstörten in den Jahren 1681 und 1684 zwei große Stadtbrände erste Aufbauergebnisse. Und doch gab es 1689 wieder 125 bewohnte Bürgerhäuser.
Als Dorothea im Jahre 1689 starb, übernahm ihr ältester Sohn Philipp Wilhelm die Amtsgeschäfte. Er schuf unter anderem den Schloßpark, die Schloßfreiheit und den Park und das Schloß Monplaisir, sowie eine Pfahlbrücke über die Oder. Nach seinem Tod 1711 übernahm sein erst 10-jähriger Sohn Friedrich Wilhelm die Herrschaft. Dieser genoß in seiner Kindheit die strenge Erziehung durch seinen Vormund, den “Soldatenkönig” Friedrich Wilhelm II.. Seine rohe Natur und Strenge sorgten für viel Unmut bei den Untertanen und seine derben Späße brachten ihm den Namen “Toller Markgraf“ ein. Trotzdem erwarb er sich reichlich Respekt durch seine Sparsamkeit und Ordnungsliebe. Er vergrößerte seinen Besitz ständig und nannte schließlich 3 Städte und 38 Dörfer sein Eigen.
Die Markgrafschaft übernahm nach dem Tode Friedrich Wilhelms 1771 sein Bruder Friedrich Heinrich. Dieser war ein ausgesprochener Kunstliebhaber und begründete in Schwedt eines der ersten Theater in Deutschland. Nach ihm ist u.a. der Park Heinrichslust benannt, und er ließ den heutigen Berlischkypavillon als Kirche für die französische Gemeinde und als Familiengruft erbauen. Da auch er ohne erbberechtigte männliche Nachkommen blieb, viel nach seinem Tode 1788 die Markgrafschaft an den Kurfürsten zurück. Die Einwohnerzahl Schwedt’s lag zu dieser Zeit bereits bei ca. 4000.
Die knapp 100 Jahre dauernde Epoche ließ die Stadt als ein seltenes Barock-Ensemble in Norddeutschland entstehen. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges blieb Schwedt fast vollständig als “bautechnisches Denkmal” dieser Zeit erhalten. Besonders beeindruckend war die großzügige Schloßanlage mit Schloßpark und Schloßfreiheit, sowie die daran anschließende ca. 1,5 km lange Lindenallee bis zum Jagdschlößchen Monplaisir.
Die Schwedter Nebenlinie des preußischen Königshauses hatte mit ihren Verwandten wenig Gemeinsamkeiten. Die häufigen abfälligen Bemerkungen am Berliner Hof über die Schwedter, ließen diese entsprechend reagieren. So versuchte man durch repräsentative Bauten, wie die erste Reithalle, die entsprechende Würdigung zu erhalten. Ein besonderes Augenmerk legten die Markgrafen auf den Ausbau der Schloßfreiheit mit der Weiterführung als Lindenallee bis Monplaisir. Mit einer Breite von 98 m übertraf diese ihr Vorbild (Straße Unter den Linden) in Berlin recht deutlich. Am preußische Königshof sah man solche Aktionen nicht gerne, da man es als Untergrabung der Autorität wertete und man den angeblich verschwenderischen Lebensstil der “ungeliebten” Verwandtschaft zu finanzieren hatte. Doch von Verschwendungssucht konnte bei den Schwedter Markgrafen keine Rede sein. Zahlreiche vorhandene Rechnungen belegen, daß sich ihr Jahresetat an den zur Verfügung stehenden Mitteln orientierte.


Der 30-jährige Krieg -1618 bis 1648
Die frühkapitalistische Entwicklung -1800 bis 1940