ERGÄNZUNG

Mein Beitrag „Eine wackelige slawische Theorie“ endete mit folgenden Worten: “ Da ich meine Erkenntnisse allerdings durch verschiedene Ausarbeitungen auf diversen Internetseiten und weiteren Publikationen gewinnen und bekräftigen konnte, glaube ich kaum an eine Möglichkeit, daß der Ortsname unserer Heimatstadt vom Slawischen, zumindest in dieser Form, abstammt.

Wie meine ich das?

Für mich ist eine Deutung der Schwedter Ortsbezeichnung aus dem Slawischen nur mit einer Lokalisierung der in der Sachsenchronik benannten Slawenburg „Suitleiscranne“ b.z.w. „Suitlescrane“ als die Schwedter Slawenburg verbunden. In meiner folgenden theoretischen Betrachtung wird allerdings klar, daß es sich dann nicht um eine Ableitung vom slawischen „swjaty“ = heilig, sondern um eine Ableitung von „swetly“ = Licht, hell handeln würde.
In den Anfängen der Archivierung durch Schriften gab es keinerlei Rechtschreibregeln. Jeder der des Schreibens mächtig war, schrieb die Worte nach seinem Hören und Verstehen nieder. Außerdem mußten vorhandene Dialekte eingedeutscht oder lateinisiert werden. Durch die bekannte Änderung des „U“ in ein „W“ (im englischen heißt das W immer noch „double u“, also Doppel U) folgt eine erste erstaunliche Wandlung. Bei einer Rückführung dieses Prozesses ergibt sich in der Bezeichnung der Slawenburg an Stelle von Suit ein Swit. So sind wir bei „Switleiscran“.
Auch eine falsche Übermittlung des „i“ in der Silbe „Swit“ anstelle eines „e“ wäre durch die sich nahe stehenden Laute (man beachte das noch heute geschriebene lange „ie“) plausibel erklärbar. Das ergibt „Swetleiscran“.
Rätsel in der Deutung der Silbe „leis“ b.z.w. „les“ wurden seit jeher durch unbrauchbare Deutungen als die Bindewörter „und“ b.z.w. „oder“ gelöst, so wie v. Probst den Ortsbegriff als „Schwedt und Kränig“ auflöst. Hier findet sich eine plausible andere Variante in Bezug auf den Buchstaben „Y“, der einer der jüngsten Buchstaben ist und oftmals als Ersatz für mehrere Vokale steht. (siehe Wikipedia). Somit kann man die Silben „Suitleis“ auf das slawische „swetly(i)“ = hell, glänzend zurück führen. Das anhängliche „s“ könnte sich als Folge einer dialektischen Silbenverbindung eingeschlichen haben. Es findet sich nicht in allen überlieferten Schreibenweisen der Slawenburg, wie z.B. im auch übermittelten „Suitleicranne“. Die Schlußfolgerung daraus ergibt einen sprachlichen Begriff „Swetlycran“.
Die Silbe „cran“ wiederum wird in fast allen Deutungsversuchen auf „kran“ oder „kron“ zurückgeführt, was auf einen umzäunten, später befestigten Bereich hindeuten würde. Allgemein wurde und wird dies bis heute als Burg gedeutet. Laut Thomäe bezeichnet bereits Karl Heinrich von Lang (?) in seinen "Historischen Zeitschriften" (Band 2 1834) „Suitleiscranne“ als Lichtenburg.
Ich interpretiere diese Silbe allerdings auch in eine andere Richtung. Bereits im Hauptartikel habe ich eine veränderte Aussprache des Stammesbegriffes der Ukranen angedeutet. Hier spielt erneut der mögliche Vokal „y“ eine Rolle. Dieser steht ja bekanntlich auch für abgewandelte Formen des „u“ (siehe ü = ue oder = iu). Wenn nach einer möglichen kurzen, ja fast „verschluckenden“ Aussprache eines „u“ vor „cran“, eine Wende zum Stammesbegriff der „Ukranen“ vollführt werden würde, ergebe dies einen Begriff „Swetliucran“, und dieser könnte als „Licht der Ukranen“ übersetzt werden. Da die Slawen eine vom Licht dominierte „Götterwelt“ verehrten und sich in Schwedt ein wirklich herausragender Kultplatz befunden haben soll, ergibt dies eine für mich völlig abgerundete und schlüssige Hypothese.
Unterstützung für diese Annahme könnte man auch daraus ziehen, daß man eine Burg im slawischen als Gart b.z.w. gard (siehe Ortsnamen Stargard oder Gartz (?)) bezeichnete. Woraus sich der Begriff Stadt (im russ. gorod = grad siehe Wolgograd) entwickelte. Wenn man eine Ortsbezeichnung etymologisch in das Slawische zurückführt, dann sollte man das schon mit allen Silben tun und nicht bei der altdeutschen Silbe "kron" landen.
Abschließend müßte nur noch eine endgültige Klärung über die wirkliche geografische Lage der benannten Slawenburg Suitleiscranne erfolgen. Darüber schreibe ich allerdings zu einem späteren Zeitpunkt.

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Teil 2 - Eine wackelige slawische Theorie
Teil 3 - Nicht slawische Abstammungstheorien