SCHWEDT - DIE PERLE DER UCKERMARK ?

Manch einer glaubt es wirklich, aber es stimmt so nicht. Und das nicht nur wegen der Bausünden in naher Vergangenheit. Auch wenn es sogar ein Lied über Schwedt mit diesem Titel gibt - es handelt sich einfach um ein Mißverständnis. Oder ist es Intoleranz, Anmaßung, Unwissenheit oder Wunschdenken ? Oder habe ich am Ende sogar Unrecht ?
Leider müssen wir Abbitte an die Stadt Templin leisten, die sich den Beinamen “Perle der Uckermark” auf Grund seiner landschaftlich reizvollen Lage ehrlich verdient hat. Wie kommen aber einige Leute darauf, daß Schwedt diesen Namen inne hatte ? Einen möglichen Ansatz findet man in Zeitungen der 60-er Jahre. Dort berichteten oftmals zugereiste Redakteure über eine ihnen gänzlich unbekannte Stadt. So wird aus dem "Städtischen Sportplatz" Heinrichslust kurzerhand der Sportplatz in der Thälmannstraße, aus dem Stengerhain hinter dem alten Gaswerk der Stadtwald und eben aus dem Potsdam - die Perle der Uckermark. Sie schnappten Begriffe auf und verfälschten diese versehentlicht.
Da Schwedt auf Grund seiner familiären Verbindungen zum preußischen Königshaus, der Garnison und des beeindruckenden barocken Stadtbildes inkl. der markgräflichen Schloßanlagen in Wirklichkeit das “Potsdam der Uckermark” genannt wurde, kann man durchaus eine Verwechselung in der Neuzeit in Betracht ziehen. Akzeptieren kann man sie aber nicht. Denn wer sich wirklich mit der Heimatgeschichte befaßt hat, dem sollte der wahre Beiname unserer Stadt nicht verborgen geblieben sein. Allerdings ist der Begriff “Potsdam der Uckermark” auch nicht so alt, daß man ihn heute noch unbedingt pflegen müßte, denn die Bezüge sind gründlich abhanden gekommen. Geprägt hat ihn Erich Westermann in seinen Schriften vor 1940.


Bereits 1900 fehlerbehaftet ? Autor W. Goetze schreibt im Buch "Die Provinz Brandenburg in Wort und Bild" auf Seite 316 "...Die Stadt Schwedt wird wegen ihrer schönen Lage und wegen ihrer herrlichen Umgebung "die Perle der Uckermark" genannt.

Aus "Frühling in Schwedt"


Autor Herbert W. Brumm (Pseudonym Harry Bär) nahm sich Anfang der 60-er Jahre der These an und bezog sich wohl auf Westermann.

Anders sieht es schon mit dem oft publizierten Namen “ Schwedt - das lustige Städtlein an der Oder” aus. Entstanden ist dieser wegen eines nie langweiligen Lebens in der Stadt. Erst geprägt durch die Markgrafen, Theater und Garnison - später durch ein reges Vereinsleben und Fremdenverkehr. Und auch heute noch kann man diesen Namen verwenden. Auch wenn es die jüngeren Einwohner oftmals nicht wahr haben wollen und oft über öde Lange Weile klagen, so trifft er heute noch zu. Denn zahlreiche Vereine und Kultur beleben auch äußerlich das Stadtbild. Für junge Schwedter stehen oft Vergleiche mit dem nahen Berlin an. Wie man allerdings eine 3,5-Millionenmetropole und Hauptstadt Deutschlands mit einer 36.000 Einwohner zählenden Kleinstadt vergleichen kann, bleibt mir schleierhaft. Für diese Leute bedeutet “etwas los sein”, daß man von Club zu Club zieht und rund um die Uhr neue Leute kennenlernt. Die sogenannte Mallorcaromantik. In solchen Gesprächen über dieses Thema antworte ich nur mit einer Gegenfrage: “ Was kann ich denn in Schwedt nicht tun ?” Dann kommt oft die Antwort “Keine Party”. Dabei ist immer nur soviel los, wie man selber los macht! Man kann in Schwedt ins Theater gehen, Revuen sehen, man kann in Sport- oder Kulturvereinen seinem Hobby frönen, man kann Kegeln, Bowlen, Go-Kart fahren, man kann Radtouren durch die Natur unternehmen, man kann ins Schwimmbad und in die Sauna, man kann ins Kino und vieles andere mehr. Und das alles erreicht man innerhalb kürzester Zeit. Der Berliner benötigt dafür oft 1 Stunde Anfahrt und muß ungleich tiefer in seine Geldbörse fassen . Was will man also mehr ? Und der nächste Tierpark findet sich ja auch in Angermünde b.z.w. in Eberswalde. Nur zu einem Vergnügungspark ist der Weg von Schwedt aus ein wenig weiter. Was allerdings fehlt, sind urige Kneipen und Biergärten mit Platzkonzert. Die positiven Auswirkungen eines Mittsommernachts-, Oktober- oder Stadtfestes werden sich mit der Zeit auch abnutzen, wenn man nicht für ein wechselndes Begleitprogramm sorgt. Aber noch ist mir nicht bange. Und darum verdient Schwedt auch weiterhin den Namen “ das lustige Städtchen an der Oder “

(13.03.2008 DS)