DIE OSTMAUER

Die Ostmauer stellt das längste Teilstück in der gesamten Schloßgartenmauer dar und verlief in Flußrichtung von der südlichen zur nördlichen Bastion ca. 273 m (inkl. Bastionen, ausgemessen mit Google-Maps). Nach (2) hätte die Mauer theoretisch ein Maß von 290 m inkl. Bastionen aufweisen müssen. Im Gegensatz zu der Behauptung von Frau Edith Gelhaar (Vorsitzende des Schloßgittervereins Schwedt e.V. und ehem. Vorsitzende des Vereins der Förderer des Europäischen Hugenottenparks) handelt es sich bei den heute sichtbaren Resten dieses Mauerabschnittes (Abbildung 4) eindeutig nicht um „Mauerfundamente“ (Zitat aus der Märkischen Oderzeitung vom 3.8.2012), sondern um das obere Mauerende, von dem lediglich der Sims (ca. 30 cm) in den 70-er Jahren (5) abgeschlagen wurde, wenn er nicht bereits zu den Kriegsschäden zählte. Gleichzeitig wurde die Heckenbepflanzung entfernt. (siehe Abbildung 9) Die großzügigen Reste der Mauer befinden sich nach den Erklärungen zu Abbildung 4 folglich im Erdboden und könnten ohne Weiteres wieder freigelegt werden. (leider wurde der Mittelteil der Mauer mit der neuen Freilichtbühne überbaut) An der Nordbastion wird dieser Fakt deutlich. Dort erscheint die Mauer am Rande des hoch geschobenen Erdreiches aus dem Boden.



Abbildung 4 : Das obere Mauerende schaut aus dem Erdboden, welcher um 1980 herangeschoben wurde. Gleichzeitig wurden Entwässerungsringe (?) gesetzt. Rechts von der Mauer durch den Gulli kenntlich.

Eine völlige Fehldeutung dieser neuzeitlichen Aktivitäten schrieben Iris Berndt und Petra Winarsky in der Broschüre „Der ehemalige Schwedter Schloßgarten“ für das Stadtmuseum Schwedt auf. So heißt es auf S. 18 zur Gartenmauer „... von einer Mauer umgeben, die in dieser Form bis in die Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts, möglicherweise bis 1962, bestand.“ Sie bestand sichtbar definitiv bis ca. 1980, verdeckt eigentlich bis heute noch. Auch in dieser Schrift ist fälschlicherweise von sichtbaren „Mauerfundamenten“ die Rede. Aber auch das Gelände außerhalb des Gartens zur Alten Oder hin wird von den ortsfremden Autorinnen grob fehlinterpretiert. So heißt es weiter„...sind vor der Gartenmauer entlang der Oder Anlandungsprozesse zu beobachten....Diese Prozesse lassen sich heute in einem Abfall des Gartens jenseits der Odermauer von 1,5 m Höhe und etwa 9 m Länge ablesen. Das sich daran anschließende, wieder leicht ansteigende und mit Pappeln bepflanzte Gelände, ist Ergebnis von Aufschüttungen nach dem Abriß des Schlosses im November 1962.“ Gemeint ist damit die Formgebung des Bodens nach Abbildung 4. Es handelt sich aber nicht um „Anlandungsprozesse“, sondern um die mit einer Planierraupe an die Mauer heran geschobenen Erdmassen. Dadurch entstand auch eine kleine Vertiefung (die angeschobene Erde mußte ja irgendwo herkommen), die das Gebiet um die Pappeln wieder „leicht ansteigend“ erscheinen läßt. Die Pappeln wurden inzwischen vor einigen Jahren gefällt. Den Autorinnen kann man da sicher keinen Vorwurf machen. Wie allerdings das für die Broschüre verantwortliche Stadtmuseum einen solchen „Bock“ durchgehen lassen kann, ist mir völlig unbegreiflich. Älteren Schwedtern ist dieser Vorgang durchaus bekannt. Aber jüngere Schwedter oder Zugezogene müssen sich auf die Aussagen in einer offiziellen städtischen Broschüre schon verlassen können. In diesem Fall werden sie völlig fehl informiert.


Abbildung 5 : Das Gartentor mittig vorm Schloß.

Entgegen anderen Aussagen gab es zuletzt in der östlichen Schloßgartenmauer nur 2 Tore. Eines befand sich in zentraler Lage mittig vor dem Schloß (siehe Abbildung 5), ein anderes direkt an der südlichen Bastion (siehe Abbildung 6). Die Schloßgartenmauer war im südlichen Bereich von der Flußseite auch leicht höher und verflachte etwas nach Norden hin. (5) Innen überragte sie das Niveau des parallel verlaufenden Laubenganges nur unwesentlich und ist hinter der Hecke vom Laubengang aus (siehe Abbildung 11) nicht einmal wahrzunehmen. In Pressemitteilungen zu den Mauerarbeiten im Sommer 2012, als auf die Mauer ein neues 40 cm hohes Gebilde unfachmännisch und historisch falsch aufgesetzt wurde, ist ein altes Höhenmaß von 45 cm ohne Quellenangabe genannt. Nach meiner Erinnerung überragte der Mauersims den Erdboden im Laubengang nur um ca. 3 bis 4 Backsteinlagen. (siehe Abbildung 9) Wer kann schon solche Zahlenangaben von einer Vereinsperson unkontrolliert übernehmen, wenn derjenige nicht einmal verschiedene Teile einer Mauer auseinander halten kann? Der neue kleine Maueraufbau (siehe Abbildung 8) weist einige Absurditäten auf. Ob zahlreiche Dehnungsfugen auf einem durchgehenden Fundament, zugestopft mit Dämmaterial, Sinn ergeben, kann mir vielleicht noch ein Fachmann erklären. Wie allerdings Regenwasser durch ein Rohr abfließen soll, welches tiefer als das anschließende Bodenareal liegt, obwohl ein kleiner Abzugsgraben in das Gelände gezogen wurde, erschließt sich mir nicht ganz. Dieses Rohr kann nur verstopfen und modern. Mit solchen Aktivitäten, die durchaus gut gemeint sind, tritt man allerdings die Historie mit Füßen und betreibt sogar im groben Sinne Geschichtsfälschung. Es reicht auch nicht, wenn man sich damit herausredet, daß dieses aufgesetzte Mauerwerk nur eine „kleine Erinnerung ans einstige Schloß“ (Zitat aus der Märkischen Oderzeitung siehe oben) sein soll. Der ganze ehemalige Schloßpark wurde durch seinen Umbau zum „Europäischen Hugenottenpark“ seiner Ausstrahlung beraubt. Deshalb haben sich einige engagierte Heimatforscher zusammen gefunden und entfernte Steine von der Schloßmauer durch Zwischenlagerung gesichert. Es besteht der Verdacht, daß zumindest Teile der Schloßgartenmauer mit Steinen aus der Burg Vierraden nach dem Stadtbrand von 1681 aufgebaut sein könnten. Gesteinsproben von der Mauer und aus Vierraden sind gerade im Labor zur Materialanalyse damit sie verglichen werden können.


Abbildung 6 : Das Tor an der Südbastion ca. 1971. Meine Schwester steht links auf der Bastion. Kaum vorstellbar, daß dies die einstigen Höhenmaßstäbe widerspiegelt.




links Abbildung 7: Schloß mit Schloßgartenmauer 1961

rechts Abbildung 11: Laubengang vor 1945. Rechts die Hecke, hinter der sich der obere Mauerabschluß befindet. 
Abbildung 8: Im Sommer 2012 wurde auf die Schloßgartenmauer „draufgemauert“. Die mangelhafte Qualität sorgt nicht gerade für Akzeptanz in der Bevölkerung. Links eine Dehnungsfuge.  Abbildung 9: Die Mauer ca. 1970. Links in Originalhöhe, daneben Kriegszerstörungen. Darüber die wuchernde Hecke. Ganz rechts im Kreis kann man erahnen, wie wenig sie über das Bodenareal des Laubenganges hinaus ragte.  Abbildung 10: Hier stehen wir im Tor auf der Treppe. Die Mauerpfeiler waren entweder aus anderen Steinen errichtet oder hatten sich ohne Kalkanstrich besser erhalten. 



Die Nordmauer
Die Südmauer